Zur Junioren Weltmeisterschaft in Duschanbe / Tadschikistan sind insgesamt 531 Athleten aus 67 Ländern von 5 Kontinenten angetreten, eine davon war unsere Schülerin Mathilda Niemeyer aus der Jahrgangstufe Q2. Mathilda bestritt an diesem Tag, der im Doppel-K.-O.-System ausgetragen wurde, insgesamt fünf Kämpfe.
Der erste Kampf gegen Aiganysh Dzhumaliewa aus Kirgisistan war besonders wichtig, da er den Grundstein für das gesamte Turnier legte. Der Auftakt gelang spektakulär, indem Mathilda ihre Gegnerin mit einer Fußtechnik und einem anschließenden Hebel schon nach wenigen Sekunden zur Aufgabe zwingen konnte. Auch den zweiten und dritten Kampf gegen Maria Hanstede aus den Niederlanden und Polina Iudina aus Russland konnte Mathilda mit großer Entschlossenheit und technisch anspruchsvollen Wurf- und Haltetechniken gewinnen. Der folgende Halbfinal-Kampf war besonders knifflig, denn Mathilda musste gegen ihre Teamkollegin und Freundin Ronja Buddenkotte antreten. Da die beiden oft gemeinsam trainieren und sich gut kennen, sind solche Kämpfe oft taktisch geprägt. Auch wenn beide sich sehr gewünscht hätten, das Finale gegeneinander zu bestreiten, schied ihre Gegnerin gegen sie aus, sodass Mathildas Weg ins Finale gegen die Kolumbianerin Brenda Olaya – eine starke und erfahrene Gegnerin – frei war. Mit verschiedenen Wurftechniken brachte sie ihre Gegnerin mehrere Male in Bedrängnis, aber immer fehlte dem Mattenrichter eine Kleinigkeit an einer entscheidenden Wertung, sodass der Kampf über die reguläre Zeit hinaus in den ‚Golden Score‘ ging. Auch wenn Mathilda im Finale unterlag, nahm sie es „mit etwas Abstand und in der Rückschau als ein würdiges Finale und eine sehr gute sportliche Leistung von beiden“ wahr.
Im Zuge der Wettkampfvorbereitung analysiert Mathilda gemeinsam mit Bundestrainer Lorenz Trautmann die Kämpfe der Gegnerinnen und entwickelt einen taktischen Plan. Zur unmittelbaren Wettkampfvorbereitung nahm die erfolgreiche Judoka an mehreren Trainingslagern in Frankreich, Köln und Valencia teil, in denen das gesamte Nationalteam zusammen unter der Aufsicht des Bundestrainers, Co-Trainers und Physiotherapeuten trainiert und in so genannten Randoris (Trainingskämpfe) individuelle Fähigkeiten stärkt. Direkt vor einem Kampf werden dann noch die mit dem Trainer besprochenen Strategien im Kopf durchgegangen, außerdem versucht Mathilda, mit einem starken, positiven Mindset in den Wettkampf zu gehen.
Um überhaupt so weit zu kommen, trainiert sie jeden Tag nach der Schule mit ihrem Heimtrainer Jens Malewany, um sich gezielt auf ihre Gegnerinnen vorzubereiten. Es ist also definitiv nicht einfach, Schule und Leistungssport zu kombinieren: viel Unterrichtsstoff, den Mathilda aufgrund von Turnieren und Trainingslagern verpasst, muss sie eigenständig nachholen. Ihr Tagesablauf ist daher ziemlich straff organisiert und erfordert viel Disziplin und Durchhaltevermögen, um alles unter einen Hut zu bekommen, darüber hinaus muss sie als Leistungssportlerin auf viele Dinge verzichten. Das fängt schon bei der Ernährung an, aber auch spontane Treffen mit Freunden oder Freizeitaktivitäten sind oft schwer umzusetzen, da das Training Vorrang hat. Auch Urlaub ist eine Herausforderung, da die Saison meist erst im Winter endet und dementsprechend in den Sommerferien stattdessen die Vorbereitungen auf Welt- und Europameisterschaften im Fokus stehen. Nichtsdestotrotz kann sich Mathilda ein Leben ohne den Sport nicht vorstellen: nach dem Abitur plant sie, nach Köln an den Olympiastützpunkt zu ziehen, um neben der Uni zweimal täglich trainieren zu können.
Fotos: International Judo Foundation / privat